Interview: Work-Life-Balance als Social Media Manager?
Berufliche Herausforderungen im Aufgabenbereich Social Media sind häufig mit ambitionierten Zeitplänen, wichtigen Deadlines, nahezu kontinuierlicher Verfügbarkeit und genereller hecktischer Betriebsamkeit verbunden. Effektives Zeit- und Selbstmanagement ist deshalb unerlässlich. Wir haben den Karriere-Experten Jürgen Hesse zu allgemeinen Erfolgsfaktoren befragt. Er ist Autor von Karriere- und Bewerbungsratgebern, die insgesamt eine Auflage von mehr als 6 Mio. Büchern erreicht haben. Er arbeitet außerdem als Berater bei Hesse/Schrader und ist ein häufiger Interviewpartner in TV, Radio sowie der Presse.
Herr Hesse, welche Probleme sind beim Zeitmanagement häufig anzutreffen?
Ein Knackpunkt ist natürlich die Überladung mit zu vielen Aufgaben. Auch wenn es lobenswert oder notwendig erscheint möglichst viele Jobs zu bearbeiten: Weniger ist mehr, denn niemand kann zaubern. Wer sich zu viele Aufgaben auferlegt oder annimmt, der wird häufig scheitern oder zumindest nicht alles in der gewünschten Qualität abarbeiten können. Über einen längeren Zeitraum hinweg können solche wiederholten Erfahrungen zu Frustration und Resignation führen.
Wie kann effektives Zeitmanagement also aussehen?
Auch in der Social Media-Arbeitswelt gilt: Wichtig ist das klare Priorisieren aller Aufgaben, also hinsichtlich der beiden Kategorien Wichtigkeit und Dringlichkeit. So gibt es immer wieder Herausforderungen, die eine gewisse Dringlichkeit vorgeben, z. B. manche drohenden Shitstorms abzuwehren, wohingegen manche Kommentare absolut unwichtig sind. Vermeiden sollte man in jedem Fall die Beschäftigung mit unwichtigen und nicht dringenden Aufgaben. Hinzu kommt die Reservierung von freien Zeiten im Tagesplan für unvorhersehbare Ereignisse, z. B. eine Häufung problematischer Kommentare auf der Firmen-Facebook-Seite, die dann auf einmal wichtig und auch dringlich erscheinen. Die klare Kategorisierung vorab, die zugehörige Aufgabenstrukturierung und die Reservierung von Zeiten für ungeplante Herausforderungen – all dies zusammen ist schon mal eine sehr gute Grundlage für effektives Zeitmanagement.
Ist das denn auch in der flexiblen, schnellen Social Media Welt einlösbar?
Hier stehen beide Seiten in der Verantwortung: Firma und Mitarbeiter. Man muss als Firma mit dem Mitarbeiter vorab die jeweiligen Ziele besprechen und die dafür notwendigen Ressourcen klären. Nein sagen können gehört dann ebenfalls zum effektiven, individuellen Zeit- und Selbstmanagement. Wer zu bestimmten Aufgaben ja sagt, der kann nicht zu vielen anderen Aufgaben ebenfalls ja sagen. Hinzu kommt die harmonische Integration von Beruf und Privatleben. Welche Erleichterungen, z. B. Vertrauensarbeitszeit oder feste Offline-Phasen, kann der Arbeitgeber einräumen, um die Produktivität des Mitarbeiters zu optimieren und seine Work-Life-Balance zu ermöglichen?
Was ungemein hilft: Ein geregeltes Krisenmanagement – z.B. so, wie es die folgende Infografik von Onlinecolleges.net veranschaulicht: