„Social Rundfunk“: Social Media beim NDR

Gepostet von | Oktober 7, 2013 | Jobtipps

helene_heiserMehr als fünfzig unterschiedliche Social Media Kanäle gibt es vom Norddeutschen Rundfunk. So diskutieren etwa NDR 2 und N-JOY mit Hörern auf FacebookZAPP und NDR Netzwelt zwitschern auf TwitterExtra 3 und NDR.de sind neben Facebook auch auf Google+ präsent und die Sesamstraße hat einen eigenen YouTube-Kanal. Betreut werden die Social-Aktivitäten von der  jeweiligen Redaktion – geschult, beraten und strategisch unterstützt vom Social Media Team. Wie die Arbeit der Social Media Manager vom NDR aussieht, wie Social-TV funktioniert und was sie angehenden Social Media Machern raten, haben wir Helene Heise gefragt.

Dein Team ist für die Social Media Aktivitäten des NDR verantwortlich. Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen?
Wir vom Social Media Team verstehen uns als Social Media Manager. Unsere Aufgaben sind in erster Linie Strategieentwicklung, Beratung und Schulung. Jede Redaktion im NDR, die gern eine Präsenz in einem sozialen Netzwerk eröffnen möchte, kommt zunächst zu uns und lässt sich beraten. Gemeinsam erstellen wir eine Strategie in der so unterschiedliche Dinge geregelt sind wie die Inhalte, die verbreitet werden sollen, die Ansprache der Nutzer, die Häufigkeit der Postings, die Moderationsrichtlinien und nicht zuletzt die Frage, wer das alles als Community Manager macht. Sobald das Konzept erstellt ist, schulen wir die Kollegen, besonders in den ersten Wochen einer neuen Präsenz stehen wir im engen Austausch mit ihnen und geben Tipps und Hinweise oder beantworten Fragen. Und etwa einmal im Jahr verabreden wir uns mit den Community Managern und ihren Redaktionen, um gemeinsam zu beraten, ob die Zielvorstellungen erreicht wurden und die Strategie für die jeweilige Radiowelle oder Fernsehsendung noch passt.
Ein weiterer großer Aufgabenbereich ist das Thema Social TV: Welche Sendungen und Aktionen sollen mit welchen Tools und wie genau begleitet werden? Auch hier beraten wir beim Konzept, helfen bei der Einrichtung der Technik und sind meist auch beim Einsatz zur Sendung mit dabei.
Ansonsten kümmern wir uns um Marktbeobachtung: Wir begleiten die Trends im Bereich Social Media, schätzen ein, welche Netzwerke der NDR wie nutzen kann und sollte – und welche vielleicht eher nicht. Außerdem bieten wir Schulungen zur Recherche in sozialen Netzwerken an, organisieren Info-Veranstaltungen zu aktuellen Themen und versenden regelmäßige Newsletter mit Informationen, Best-Practice-Beispielen und praktischen Tipps.
Eine etwas weniger schöne Aufgabe kommt noch dazu: Wir achten darauf, dass sowohl unsere offiziellen Präsenzen als auch Mitarbeiter auf ihren öffentlich zugänglichen Accounts die Social Media Guidelines des NDR kennen und befolgen.

Wie und wann ist dein Team entstanden und wie viele seid ihr?
Als Team gibt es uns seit etwa drei Jahren. Wir sind vier freie Mitarbeiterinnen im Team, eine von uns ist täglich im Einsatz. Verantwortlich ist unser Redaktionsleiter.

Habt ihr Social Media Guidelines entwickelt und wie umfangreich sind die?
Ja, es gibt Social Media Guidelines, sie beinhalten zum einen, welche Regeln für offizielle Präsenzen des NDR verbindlich gelten und geben außerdem Tipps und Empfehlungen, wie Mitarbeiter des NDR sich in Sozialen Netzwerken verhalten sollten. Deswegen sind sie mit acht Seiten relativ lang, kurz gefasst passen sowohl der offizielle wie der inoffizielle Teil auf je eine Seite.

Welche Social Media Tools nutzt ihr? Gerade vor dem Hintergrund von Social TV.
Für das Monitoring und die Administration unserer Profile arbeiten wir mit Hootsuite und Tweetdeck – das entscheiden meist die Community Manager nach persönlicher Vorliebe. Für das umfassendere Monitoring aller Kanäle nutzen wir Brandwatch.
Für Social TV haben wir schon verschiedene Programme ausprobiert und derzeit zwei Alternativen im Angebot: Zum einen nutzen wir wie alle anderen ARD-Kollegen Scribble Live, weil es sich schnell einrichten und flexibel bedienen lässt. Allerdings bietet es wenig Anpassungsmöglichkeiten für unsere speziellen Bedürfnisse, vor allem wenn es darum geht, Social Media Inhalte auch ins Fernsehen zu bringen – als Moderationsfragen auf ein Tablet oder schlicht als Einblendung in die Fernsehgrafik. Dafür bietet uns das spezialisiertere Tool SoViET (=Social Video Event Toolkit) mehr, es ist allerdings auch etwas aufwändiger zu nutzen. tagesschau.de hat zur Bundestagswahl eine Weiterentwicklung von SoViET namens Flypsite genutzt.

Was macht dich in deiner Funktion erfolgreich – und welche Tipps gibst du an angehende Social-Media-Manager?
Social Media Manager brauchen eine Affinität zu Social Media und zur Technik. Spaß an der Kommunikation und ein Gefühl für den richtigen Tonfall passend sowohl zur Plattform als auch zur Welle oder zur Sendung, die man im Netz vertritt, sind nicht nur für Social Media Menschen in einem Medienhaus Grundbedingung. Aber genauso wichtig ist, dass man das Unternehmen und die Arbeitsabläufe gut kennt. Und man braucht Fingerspitzengefühl: Oft werden Kollegen von ihren Vorgesetzten gedrängt, sich mit Social Media zu beschäftigen und sind in Schulungen deswegen erst einmal reserviert. Ihnen Begeisterung für die neuen Möglichkeiten zu vermitteln, ohne sie zu überfordern, ist nicht immer einfach.
Erfolglos endet es oft, wenn eine Redaktion sich einen Studenten oder Absolventen speziell für Social Media einkauft, der kein Standing in der Redaktion, keine geübten Kommunikationskanäle hat und weder die Marke kennt noch die journalistischen Standards. Damit werden meist alle Beteiligten unglücklich. Deswegen als Tipp: Nutzt Social Media, aber spezialisiert euch nicht zu früh darauf. Je breiter die Erfahrungen, die man in den Job mitbringt, desto besser könnt ihr euch später mit Beratung, Schulung und Strategie beschäftigen.

Mehr Interviews mit Social Media Experten gibt es in unserem Buch “Berufsziel Social Media“, u.a. Gespräche mit Katharina Borchert (Geschäftsführerin Spiegel Online), Tobias Arns (Social-Media-Experte des Internet-Branchenverbands BITKOM), Eva Maria Goldmann (Community Managerin, Monster.com), Mirko Kaminski (Gründer und Chef der Kommunikationsagentur achtung!), Mirko Lange (Geschäftsführer der Agentur talkabout und Social Media Experte) und vielen mehr.

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