Zahlen, Daten, Fakten zur Social Media Welt in Deutschland
Wie Unternehmen ihre Social-Teams aufstellen, welche Firmenziele sie damit verbinden, mit welchen sozialen Netzwerken sie diese erreichen, wie sie sie messen und was die größte Social-Herausforderung ist? Das und noch viel mehr haben uns 102 Social Media Manager zwischen dem 01.1.2014 und 10.02.2014 in einer nicht-repräsentativen Umfrage verraten. Teilgenommen haben die unterschiedlichsten Unternehmen: Von Großkonzernen wie der Deutschen Bahn, Siemens oder Bertelsmann über Automobil-Hersteller wie BMW, Audi oder Daimler bis hin zu Stadtwerken, Volks- und Raiffeisenbanken oder Sparkassen.
So sehen Social-Teams aus
Zwei Drittel der Social-Media-Teams in deutschen Unternehmen bestehen aus höchstens fünf Mitarbeitern, wobei sogar 80% davon als One-Man-Show organisiert sind. Zwischen 5 und 10 Mitarbeiter zählen 13,7 Prozent der Befragten in ihrem Team. Jedes vierte Unternehmen hat mehr als zehn Social-Media-Mitarbeiter. 45% der befragten Social Media Manager können eine abgeschlossene Social Media Aus- oder Weiterbildung vorweisen. 54% der Social Media Manager geben an, dass ihr Unternehmen Social-Media-Weiterbildung anbietet.
Besteht das Social-Team aus mehr als einem Mitarbeiter, betreuen 40% jeweils schwerpunktmäßig einen Social-Kanal oder teilen sich ihre Arbeit nach Kampagnenart auf. 60% arbeiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf allen sozialen Kanälen (CRM, Marktforschung, Marketing,…) oder betreuen unterschiedliche Länder/Regionen/Sprachen. Vier Befragte, die geantwortet haben, dass Social Media in ihrem Unternehmen eine One-Man-Show ist, gaben an, dass sie alles zentral koordinieren, aber Zugriff auf Mitarbeiter in den Fachabteilungen haben (disziplinarisch/fachlich) oder es in den Abteilungen jeweils einen Social-Media-Botschafter gibt, den sie betreuen bzw. beraten.
Die Social-Missionen
Zwei von drei Social Media Managern treibt die Unternehmenskommunikation, jeder fünfte sieht sich als Enabler, der Mitarbeitern anderer Bereiche Kompetenz in Social-Themen vermittelt – denn Social Media wird als Disziplin angesehen, die in Zukunft möglichst viele Mitarbeiter beherrschen sollten. 12% gaben an, dass Social Media so etwas wie eine Stabsabteilung darstellt (mit Projektmitarbeitern aus unterschiedlichsten Abteilungen). Nur 6% der Befragten sind im Kundenbeziehungsmanagement angesiedelt. Bei 4 Befragten ist Social Media Marketing im Bereich des Online-/Performance-Marketings bzw. weiter gefasst im Marketing angesiedelt, versteht sich aber als Schnittstelle in unterschiedlichste Bereiche.
Das organisationale Verständnis von Social Media spiegelt sich auch in den Social-Zielen der Befragten wider:
PR und Marketing sind für nahezu 8 von 10 Social Media Managern am wichtigsten, gefolgt von CRM (9%), Employer Branding (8%) und Abverkauf (7%). 8 Befragten fiel es nicht leicht, sich für ein wichtigstes Ziel zu entscheiden – für sie sind die drei folgenden gleichgewichtet: Kundenbetreuung/CRM, Employer Branding und Unternehmenskommunikation
Die wichtigsten Plattformen im Netz
Was sind die wichtigsten Plattformen für Social Media Manager? Keine Überraschung unter den ersten Plätzen: Wichtigstes Netzwerk ist Facebook (75%), gefolgt von Twitter (14%). Xing ist auf Platz drei (6%) noch vor Google+ (3%), Instagram und LinkedIn (je 1%). Die größte Überraschung für uns: Weder Youtube noch das Corporate Blog wurde als Antwort auf die Frage genannt, welches das wichtigste soziale Netzwerk ist – und das, obwohl von 85% der befragten Social Media Manager Youtube nutzen und 8% mindestens ein Blog betreiben.
Die top-genutzten Social-Kanäle überraschen kaum: Facebook (96%), Twitter (91%), Youtube (85%), Google+ (78%), Xing (74%), LinkedIn (48%), Pinterest (46%), Instagram (37%) und Vine (11%).
Das Social-Media-Toolkit
Die Erkenntnis, dass eine professionelle Betreuung der Kanäle ein Mindestmaß an Investition in professionelle Tools erfordert, herrscht bei den von uns befragten Unternehmen zu 82,2%. Dieser Anteil der Social-Media und Community Manager hat Zugriff auf mindestens ein Social-Media-Management und/oder -Monitoring Tool. Die Top-5 eingesetzten Angebote sind hier Hootsuite (45%), Tweetdeck (16%), Social Bench (12%), Talkwalker (8%) sowie Facebook Insights, Fanpagekarma und Social Bakers mit jeweils 7%.
Die größten Social-Herausforderungen
Das Berufsbild des Social Media Managers etabliert sich langsam, die Ausbildung professionalisiert sich – da läuten andere schon die Sterbeglocken für die Social-Profession ein: Die sozialen Netzwerke seien schließlich Werkzeug für jeden einzelnen Mitarbeiter, nicht nur für einige wenige. Wie aber sieht die Realität aus?
Social by Design
Die Umfrage unter den 102 Social Media Managern zeigt, dass dieser Zustand noch lange nicht erreicht ist: Gefragt nach den größten Herausforderungen in ihrem Berufsalltag, antworten 30 Befragte, dass sie „immer noch“ für die Integration von Social Media kämpfen müssen, weil viele Unternehmen noch nicht begriffen haben, dass ihre Produkte und Dienstleistungen nicht fertig sind, wenn sie den Kunden erreicht haben, sondern dass ein konstanter Dialog gepflegt werden muss. Es geht um Interaktion und Kommunikation der Marke mit den Kunden, Fans und Followern – auch über das Internet hinaus und mit den verschiedensten Zielsetzungen im Blick.
Zeit also für Social Media Manager als vernetzte Botschafter die Silos aufzubrechen, über Abteilungsgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten und Social by Design zu werden. Um aber das volle Potenzial von Social Media auszuschöpfen, muss jeder einzelne Mitarbeiter vom Nutzen der Netzwerke überzeugt sein, beginnend bei der Unternehmensleitung – denn der Kunde ist schon so weit: Social Media ist Alltags-Internet, Enterprise 2.0 leider noch nicht (3 Befragte).
Der Social ROI
Genau hier liegt die zweitgrößte Herausforderung, die etwa jeder fünfte Befragte nannte: Monetarisierung bzw. eine überzeugende Antwort auf die Frage nach dem Return of Invest zu finden. Alle social-agierenden Abteilungen müssen dem Ressourcen-Einsatz immer stärker klar definierte Einnahmen gegenüberstellen. Der Kosten-Druck wird größer. Es wird folglich immer wichtiger, klare KPIs zu definieren, die auf Unternehmensziele einzahlen und diese mit den dafür geeigneten Tools zu messen (vier Befragte nannten Monitoring als größte Herausforderung). Außerdem wird es immer entscheidender, der propagierten ROI- und Performance-Diskussion entgegenzuwirken – nicht nur mit Ergebnissen, deren Forderung in den jeweiligen Bereichen durchaus legitim ist, sondern auch mit überzeugenden inhaltlichen Konzepten für Branding, Image und Kundenbindung. Die Customer Journey in Social Media muss erwachsen werden – gerade in Zeiten immer stärker nachlassender Markentreue und zunehmender Bedeutung von (Freundes-)Empfehlungen.
Der Wettkampf um Reichweite und Sichtbarkeit
Eine weitere Herausforderung liegt in der Konzentrierung der Unternehmen auf einige wenige Plattformen, insbesondere auf Facebook. Gerade in Zeiten, in denen Facebook am Newsfeed-Algorithmus arbeitet und so native Reichweite erschwert, steigen die Kosten für die Sichtbarkeit der eigenen Inhalte. Darüber hinaus führt eine schleichende Sättigung der Netzwerke zu langsamerem Wachstum eben dieser Plattformen. Gleichzeitig steigt das Angebot an Inhalten, u.a. deshalb, weil viele Unternehmen erst jetzt auf den Zug aufspringen, stetig. Diese Voraussetzungen bedeuten steigendes Angebot/Content bei gleichbleibender Nachfrage/Nutzung, was sich negativ auf den Share of Voice der eigenen Inhalte auswirkt.
Storytelling is king – nicht nur auf Facebook
Das ist der Hintergrund der dritt- und viertgrößten Herausforderung im Social Media Marketing: Mit gutem, qualitativem Content einzigartig werden (15 Befragte) und das auf mehr als nur einer Plattform (11 Befragte) und für mehr als nur eine Zielgruppe.
Storytelling und Content Marketing wird immer wichtiger – anders formuliert, geht es darum, Geschichten hinter Produkten und Marken zu erzählen, die nicht nur nützlich sind, sondern auch unterhalten. Tag für Tag aufs Neue die Begeisterung aufrecht zu erhalten und nicht zu langweilen – und zwar mit individuell auf die jeweiligen Netzwerke zugeschnittene Inhalte.
Es geht also darum, die Abhängigkeit von einer zentralen Social-Plattform wie z.B. Facebook zu verringern, neue Trends und Netzwerke zu identifizieren und früh für die Unternehmenszwecke zu nutzen, ob Instagram für bildlastige Mehrwertinformationen zu den eigenen Marken und Produkten, Google+ weil Suchmaschinenoptimierung u.a. dadurch social geworden ist, Vine, z.B. weil kurze Videosequenzen mehr erklären als tausend Worte oder Pinterest, weil etwa „Produkt-Hacks“ sich darüber wunderbar teilen lassen, um nur einige Möglichkeiten zu nennen.
Interaktion fördern, Vertrauen schaffen
Die fünft-größte Herausforderung für Social Media Manager: Mit den individuellen Inhalten pro Kanal die Interaktion mit dem Kunden zu steigern und dem wachsenden Bedürfnis der Kunden, Dialog mit dem Unternehmen zu führen – positiv wie negativ – mit kurzen Antwortzeiten gerecht zu werden (7 Befragte), gerade vor dem Hintergrund des steigenden Echtzeitanspruchs dank der zunehmenden Mobilnutzung (4 Befragte) und u.a. damit das Vertrauen in Social Media zu stärken, das dank dem NSA-Abhörskandal und immer mal wieder aufflammenden Datenschutz-Diskussionen stets gefährdet scheint (4 Befragte).
Professionalisierung des Berufsbildes
Zu guter Letzt sehen vier Befragte eine Herausforderung in der Professionalisierung des Berufsbildes. Dabei geht es einerseits darum, Unternehmen mit normativen Berufsbildern in der Frage zu unterstützen, was sie eigentlich für ihr Unternehmen brauchen. Andererseits zeigt die Umfrage deutlich, dass eine Reihe von Social Media Managern heute noch primär die Tätigkeiten des Community Managers übernehmen und den direkten Dialog mit den Anspruchsgruppen führen.
Der Wunsch nach guten Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die einen optimal auf die Herausforderungen der digitalen Berufe vorbereiten, ist noch längst nicht erfüllt.
Hintergrund der Studie
Die Studie wurde im Zeitraum von 01.01.2014 bis 10.02.2014 durchgeführt, teilgenommen haben 102 Befragte, die per XING akquiriert wurden.
Die Fragen wurden von Stefan Rippler, Autor von Berufsziel Social Media konzeptioniert und ausgewertet.
Die anschließende Interpretation und Prüfung der Ergebnisse fand in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband für Social Media und Community Manager, dem BVCM e.V. statt. Eine erweiterte Folgestudie in Kooperation mit dem BVCM e.V. ist bereits in Planung.
Alle Ergebnisse im Detail gibt hier.